Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.(Mt 25,35)
Ende November 2018 haben wir, der evangelische Religionskurs der Q2, als Abschluss der Unterrichtsreihe zum Kirchenasyl Pfarrer Dielmann in der Versöhnungskirche in Köln-Ehrenfeld besucht. Er wollte uns von seiner ganz persönlichen Erfahrung mit der Praxis des Kirchenasyls erzählen.
In Deutschland setzen sich manche Kirchengemeinden mit der Gewährung von Kirchenasyl für Menschen ein, die über eines der möglichen Einreiseländer wie zum Beispiel Bulgarien, Griechenland oder Italien nach Deutschland geflüchtet sind: Ihre Anträge auf staatliches Asyl wurden in Deutschland im Rahmen der Dublin-III Verordnung abgelehnt, obwohl Ihnen bei einer Abschiebung in das Einreise- oder Heimatland unmenschliche Zustände oder gar Gefahr für Leib und Leben drohen.
Eine Kirchengemeinde kann sich im Falle eines Kirchenasylgesuchs von Menschen in derart extremen und oft lebensbedrohlichen Situationen dazu entschließen, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Dazu muss sie mit der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), zusammenarbeiten und diesem ein Dossier vorlegen, also eine Zusammenstellung aller wichtiger Dokumente, die den Flüchtling und dessen Fluchtumstände betreffen. Das BAMF prüft diesen Asylantrag dann erneut und überlässt die schutzsuchende Person solange der Obhut der jeweiligen Kirchengemeinde, die diese auf eigene Rechnung beherbergt und versorgt.
Die Kirchengemeinde Ehrenfeld hatte bereits in der Vergangenheit Schutzsuchenden Kirchenasyl in den gemeindeeigenen Räumlichkeiten gewährt. Als der Gemeinde dann 2017 erneut ein Kirchenasylgesuch vorlag, erklärte sich Pfarrer Dielmann bereit, den Schutzsuchenden in seinen eigenen vier Wänden aufzunehmen. Die Gemeinderäumlichkeiten standen gerade wegen baulicher Maßnahmen nicht zur Verfügung. Doch aus den durchschnittlichen 6-8 Wochen des Kirchenasyls wurden ganze 14 Monate. Da ein Schutzsuchender im Kirchenasyl noch keine staatlich anerkannte Aufenthaltserlaubnis für Deutschland hat, darf er die Räumlichkeiten der Kirchengemeinde – in diesem Fall also die Wohnung des Pfarrers, nicht verlassen.
Für Pfarrer Dielmann war die Zeit zusammen mit dem Schutzsuchenden eine insgesamt positive Erfahrung. Auch wenn es kleinere Konflikte und Anfangsschwierigkeiten gab, haben sich die beiden gut verstanden und haben immer noch Kontakt zu einander. Dabei war ihm die christliche Botschaft Motivation und das Ziel, das Kirchenasyl zu einem positiven Abschluss zu bringen und dem Schutzsuchenden einen Neuanfang und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, stets vor Augen.
Für uns war die Begegnung mit Pfarrer Dielmann sehr interessant. Wir waren über seine Selbstlosigkeit und Offenheit erstaunt und konnten alle unsere Fragen stellen. So haben wir noch mehr über das Kirchenasyl gelernt, eine sehr persönliche Sicht darauf zu hören bekommen und erfahren, was es heißt, die christliche Botschaft in die Tat umzusetzen und zu leben. Außerdem haben wir erfahren, wieviel Freiwilligenengagement es für ein Kirchenasyl braucht und was alles hinter dieser oft auch hitzig diskutierten Thematik steckt. Alles in allem war es eine schöne Erfahrung für uns und wir sind froh, dass wir die Kirchenasylpraxis auch mal aus so einer persönlichen Perspektive kennenlernen konnten.